Leitbild

Musikschule Unterricht EMP

Das Leitbild der Rheintalischen Musikschule stammt aus dem Jahr 1992 und wird demnächst überarbeitet.

Leitbild der Rheintalischen Musikschule

  1. Sinn und Zweck (Definition) der Musikschule
  2. Soziologischer Standpunkt
  3. Gliederung der Fachbereiche

1. Definition der Musikschule

Die Musikschule ist eine Bildungseinrichtung, die breiten Kreisen der Bevölkerung eine musikalische Ausbildung ermöglichen, besonders Begabte auf den Besuch musikalischer Lehreinrichtungen höherer Stufe vorbereiten und das Gemeinschaftsmusizieren fördern soll.

Die Musikschule soll in der jeweiligen Gemeinde eine Keimzelle für das Kulturleben darstellen, von der die Gründung von Blaskapellen, Chören, Orchestern und Kammermusikvereinigungen ausgehen soll. Desgleichen soll die Musikschule die Kirchenmusik pflegen und die bodenständige Volksmusik sowie die Jazz- und Popularmusik fördern.

Das Ziel der Musikschularbeit soll einerseits die Vorbereitung der Schüler auf die Aufnahmeprüfung an Lehreinrichtungen höherer Stufe sein, andererseits das Zustandekommen von Laien-Musiziergruppen und darüber hinaus die Heranbildung eines entsprechend vorgebildeten Konzertpublikums sein.

Das Mindesterfordernis einer Musikschule ist das Angebot von Instrumental- und Gesangsunterricht, Musikalischer Früherziehung, Theorie und Ensemblespiel. Gemeinschaftsfächer, die den Schülern einer Musikschule angeboten werden müssen, sind Rhythmisch Musikalische Früherziehung, Musiktheorie und Ensemblespiel.

2. Soziologischer Gesichtspunkt

Erziehung durch Musik:
Zur Bildung des jugendlichen Charakters würde das bloße Anhören von Musik nicht genügen. Nur durch eigene Ausübung kann wirkliche Urteilsfähigkeit über den moralischen Wert von Melodien und Rhythmen erworben werden. Ziel des sinnvollen Musikunterrichtes sei daher nicht (nur) Berufsmusiker hervorzubringen, sondern jene Stufe der Beherrschung eines Instrumentes zu erreichen, die eine sittliche und ethische Beeinflussung ermöglicht.

Unter der Kruste von Tradition und Erziehung schlummern Möglichkeiten des Musikgebrauches, die auch von entgegenwirkenden Zeiterscheinungen nicht verdrängt werden. Diese, dem Menschen nahezu angeborene „Musikalität“ zu heben, ist unsere Aufgabe.

Durch tiefgreifende Vorgänge in der Umwelt und in der Gesellschaft ist der Mensch der Gegenwart zutiefst gefährdet. Aus der Sorge um den Menschen erwächst darum eine neue, große und entscheidende Gesamtaufgabe, was die musisch – musikalische Bildung und Ausbildung anbelangt. Sie soll Schülern und Erwachsenen nicht nur zu sinnvoller Verwendung ihrer freien Zeit (die immer mehr wird), sondern auch zur SELBSTERFÜLLUNG als Mensch dienen.

Die Musikerziehung soll für berufliche Arbeit und politische Entscheidungen eine geistige Basis bereiten. Sie soll die Fähigkeiten entwickeln helfen, die notwendig sind, um die Forderungen, welche Gegenwart und Zukunft an die Selbstbestimmung des Menschen stellen, meistern zu können. Sie soll menschliche Werte und Kräfte ausbilden helfen, welche die Schule nicht zu entwickeln vermag und die in Beruf und Politik erst recht nicht zur Entfaltung gelangen.

Musisch – musikalische, somit künstlerische Bildungswerte, sind Heilmittel gegen seelische Struktur- und Mangelkrankheiten und die Beschäftigung mit Musik entfaltet Kräfte, die sonst verkümmern würden.

Musikerziehung soll einen Beitrag zur Bewältigung des einzelnen Lebens und Zusammenlebens mit seinen vielen Spannungen leisten. Ausbildung in Musik kann daher fundamental an der „Humanisierung der Gesellschaft“ mitwirken.

Durch die Überbetonung der rationalen Fächer in der Schule und die rationale Anforderung im Berufsleben, sowie durch die Zerstörung der Familie erleiden immer mehr Kinder und Erwachsene emotionelle Defizite. Musik kann diese Defizite ausgleichen, jedoch nur, wenn sich der Musikpädagoge dieser Aufgabe bewusst ist und tatsächlich den ganzen Menschen in seiner Arbeit erfasst.

Musik und Gesellschaft:
Musik – ernste und populäre – wird von den meisten Menschen, auch von Politikern in vielen Belangen unterschätzt:

  • 1. Musik machen und konsumieren ist die Grundlage einer ungeheuren Industrie, die weltweit gesehen , in ihren Umsätzen direkt hinter der Rüstung auf Rang 2 logiert. Es wäre auch für die Gemeinde interessant und erstrebenswert, steuerzahlende und Arbeitsplätze schaffende Betriebe aus dem Musikbusiness in Lustenau anzusiedeln.
  • 2. Musikunterricht kann in der Erwachsenenbildung auch besser (sprich: teurer) verkauft werden. In der richtigen Konstellation (zB Erwachsenengruppenunterricht) kann hier bei entsprechenden Angeboten durchaus eine positive Bilanz erreicht werden.
  • 3. Durch die Umstrukturierung unserer Gesellschaft in eine Freizeitgesellschaft nimmt die Erwachsenenbildung von Jahr zu Jahr einen höheren Stellenwert ein. Die Musik hat neben dem Sport hier eine besondere Chance. Musikunterricht bedeutet für den Erwachsenen (und nicht nur für ihn!) kreativen Ausgleich zu seiner oft monotonen Arbeitswelt. Hier kann er seine eigene Lernfähigkeit, die dem Erwachsenen oft gar nicht mehr bewusst ist, wieder entdecken und direkt erleben. Dieser Vorgang kann sich auf seine Arbeit in der Berufswelt äußerst positiv auswirken, da Menschen mit dieser Fähigkeit gerade in der Flexibilität verlangenden Privatwirtschaft einen hohen Stellenwert einnehmen.
  • 4. In einer fast ausschließlich auf Optik ausgelegten Gesellschaft hat die Musik die einzigartige Chance, hier einer Verkümmerung dieser Sinne (zB das „Nicht-mehr-Zuhören-Können“) entgegenzuwirken.
  • 5. Musikunterricht ist auch für Jugendliche eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Beinahe jeder Jugendliche hört täglich mehrere Stunden Musik (gewollt oder ungewollt). Es ist „relativ“ einfach, Jugendliche zu motivieren, ein Instrument zu lernen. Der Effekt, der dadurch bewirkt wird, ist aber vielschichtig:

    ​a) Jugendliche können zu aktiver Freizeitgestaltung motiviert werden. Weg vom Fernsehen zur Beschäftigung mit dem Instrument, damit zwangsweise mit sich selbst und im Endeffekt mit einer Gruppe (Band, Workshop, Orchester, etc.). Dies bedingt soziale Kontakte, Auseinandersetzung mit anderen Menschen, Anpassung und vor allem Freude – eines der Hauptziele des Musizierens.

    b) Einige Auswirkungen (bunt gemischt), welche die Beschäftigung mit Musik mit sich bringt:
    - bewirkt eine Sensibilisierung im Bereich der Gefühle, des Hörens (Zuhörens!)
    - die Entwicklung von motorischen Fertigkeiten
    - eine Verbesserung der Konzentration
    - Verständnis für musikalische Ereignisse
    - Die Kreativität durch Experiment, Komposition
    - Verständnis für Strukturen - Einblick in gruppendynamische Prozesse
    - Fördert die Entwicklung von Interesse - Bringt Freude, ermöglicht Erleben und Ausleben
    - Ermöglicht die persönliche Selbsterfahrung
    - Fördert das Durchsetzungsvermögen in Gruppen
    - Bewirkt einerseits eine Sozialisierung
    - andererseits die Kritikfähigkeit
    - Fördert die Bewegungskoordination

3. Gliederung der Fachbereiche

Der Unterricht an der Musikschule lässt sich in folgende Fachbereiche gliedern:

  1. Rhythmisch Musikalische Früherziehung
  2. Musiktheorie
  3. Pflege der klassischen Musik
  4. Pflege der Volksmusik
  5. Pflege der Jazz- und Popularmusik
  6. Pflege des Ensemblespiels (Schulorchester, Akkordeonorchester, Querflötenorchester, Schülersingkreise, Spielkreise)

Dieses Leitbild wurde in Zusammenarbeit mit FachbereichsleiterInnen und der Direktion der Rheintalischen Musikschule Lustenau erstellt und im Jahre 1992 vom Gemeindevorstand der Marktgemeinde Lustenau genehmigt.